Carmina Burana: Carmina Burana in der Stadthalle Staufenberg
Veröffentlicht am 22. November 2004 von AS
Carmina Burana
Jubiläumskonzert der Sängervereinigung Staufenberg ein voller Erfolg!
Am 20. November 2004 fand in der Stadthalle Staufenberg das lange vorbereitete Jubiläumskonzert zum 150-jährigen Bestehens der Sängervereinigung statt. An die 600 Besucher hatten sich für die Aufführung dieses ganz besonderen Konzerterlebnisses eingefunden und boten (auch für die Aufführenden) ein nicht alltägliches Bild in der Stadthalle. Äußerer Anlaß des Konzertes waren die Feierlichkeiten zum 150. Geburtstag der Sängervereinigung 1854 Staufenberg, in deren Rahmen der Abend einen Höhepunkt markierte und zugleich Abschluss der Jubiläumsveranstaltungen im Festjahr 2004 war.
Auf Initiative von Uwe Henkhaus hatten sich insgesamt etwa 270 Musikerinnen und Musiker zusammengefunden, um das wohl beliebteste Chorwerk der neueren Musikgeschichte, die Carmina Burana von Carl Orff als gemeinsames Projekt konzertant aufzuführen. Neben dem Konzert in Staufenberg wurde das Werk am 21. November in der Hinterlandhalle in Dautphe präsentiert und wird im Rahmen des Neujahrskonzertes des beteiligten Studenten-Sinfonie-Orchesters Marburg am 1. Januar 2005 noch einmal in dieser einmaligen Besetzung zu hören sein.
"Carmina burana" zählt zu Carl Orffs (1895 - 1982) populärsten Werken und begründete seinen weltweiten Erfolg. In der Hitliste der "E-Musik" verweist es sogar Händels "Messias" auf den zweiten Platz. Die 1937 uraufgeführten "weltlichen Gesänge für Soli und Chor mit Begleitung von Instrumenten und mit magischen Bildern" erklangen am vergangenen Samstag mit der Sängervereinigung Staufenberg, dem Frauenchor Wiesenbach, dem MGV Dautphe, dem GV Maulbach, dem Marburger Jazzchor Hessen vokal, dem STUDENTEN-SINFONIE-ORCHESTER MARBURG , Hermann Wilhelmi am Flügel und den Solisten Anica Pfeiffer (Sopran), Kité Kim (Tenor) und Juan Carlos Mera-Euler (Bariton).
"Carmina burana", die mittelalterliche Handschrift aus der Abtei Benediktbeuern, enthält weltliche Lieder verschiedenster Art. Wie der faszinierte Orff sich später erinnerte, "überfielen ihn Bild und Worte so sehr", dass er noch am selben Tag den ersten Chorsatz "O Fortuna" skizzierte. "Der packende Rhythmus, die Bildhaftigkeit dieser Dichtungen und nicht zuletzt die vokalreiche Musikalität und einzigartige Knappheit der lateinischen Sprache" fesselten ihn.
Das Glücksrad der Fortuna steht als großes Symbol über den Gesängen (cantiones profanae). Das ewige Kreisen der Welt zwischen Glück und Unglück, Aufstieg und Niedergang vertont Orff mit wenigen, immer wiederkehrenden Mitteln in einem großen Chorsatz, der am Anfang und Schluss des Werkes steht. Der Mittelteil besteht aus einzelnen Bildern: "Uf dem Anger" - auf dem Dorfplatz; "in Taberna" - in der Schänke; "Cour d´Amour" - eine liebliche Musik voller Erotik. Als Höhepunkt des Werkes singen Blanziflor, ein Held der französischen Rittersage, und Helena eine Hymne auf die Liebe. Die Texte zeichnen sich durch Weltoffenheit und ihre deftig-sarkastische, ungeschminkte Gesellschaftskritik aus. Inhaltlich reichen sie von frechen Studentenliedern mit zotigen Anspielungen über bösartige Obrigkeitskarikaturen bis hin zur Frage nach dem Lebenssinn, von doppelsinniger Frühlingssymbolik bis zum Liebeslied eines Mädchens.
Das Besondere an der konzertanten Aufführung war, dass sich hier sieben Chöre der heimischen Region zusammen gefunden haben. Dirigent und Initiator Uwe Henkhaus konnte während des Projektes mit allen Beteiligten innerhalb der Probenphasen eine intensive, harmonische Atmosphäre aufbauen und den Klangkörper zu einer Einheit formen.
Carl Orffs 1935/-36 komponierte "Carmina burana" ist ein überaus anspruchsvolles Werk. Sowohl an die Solisten als auch an Chor und Orchester werden hohe Anforderungen gestellt. Um diesen beim Konzert gerecht zu werden, hatte Uwe Henkhaus seine 200 Sängerinnen und Sänger aus Staufenberg, Maulbach, Wiesenbach, Dautphe und Marburg mehrfach an Wochenenden zum intensiven Proben zusammengetrommelt. Viele Stunden feilte der Chor an Tönen, Text und Interpretation, um bei den Konzerten eine bestmögliche Leistung zu erzielen.
Vor allem der Männerchor war gefordert, da Tenöre und Bässe einen Teil des Werkes, die Szene "In Taberna", allein mit dem Tenor- und dem Bariton-Solisten bestreiten. Doch auch der Frauenchor kam nicht zu kurz, denn Soprane und Altistinnen haben in dem Werk viel zu tun. Henkhaus brachte den Choristen seine Interpretation des Werks näher. Dramatische Passagen müssen ebenso ausdrucksstark gesungen werden, wie intim-lyrische Szenen. Vor allem am Ausdruck wurde gefeilt. Die im Werk vorgesehenen Teile für Kinderchor wurden von Kindern der Staufenberger Burgspatzen und des Jugendchores der Sängervereinigung Staufenberg übernommen.
Für alle Beteiligten ist die "Carmina burana" ein Experiment, das nun mit den erfolgreichen Konzerten in Staufenberg und in Dautphe vollendet wurde. Ein Experiment, dessen Aufwand und Mühe nicht zur individuellen Darstellung und Abgrenzung einzelner kultureller Bereiche, sondern zur Stärkung und Förderung der kulturellen Zusammenarbeit der Menschen in unserer Region gedacht ist. Alle Beteiligten haben mit großer Begeisterung daran mitgearbeitet.
Wir danken allen Helferinnen und Helfern vor, während und nach dem Konzert und der Burschenschaft Germania 1954 Staufenberg, die in der Stadthalle freundlicher-weise die Bewirtung übernommen hatte.